Gesund leben, aber bitte mit Maß

Von Tanja Golob
Gesund leben, aber bitte mit Maß

Inhaltsverzeichnis

Warum die Suche nach dem perfekten Lebensstil uns manchmal mehr stresst als stärkt

In unserer heutigen Welt scheint es ein Wettbewerb geworden zu sein: Wer lebt am gesündesten? Wer isst am reinsten, bewegt sich am effektivsten, arbeitet am achtsamsten? Überall lauern Ratgeber, Podcasts, Influencer und selbsternannte Gesundheitsgurus, die uns erklären, wie wir unser Leben zu optimieren haben. Ihre Botschaft klingt dabei oft mehr nach Dogma als nach Inspiration: Zucker ist der Teufel, Kohlenhydrate sind suspekt, Gluten macht krank, Milch sowieso. Und wehe dem, der mal zu einem Stück Kuchen greift oder sich ein Glas Wein gönnt.

Das alles kann ziemlich verrückt machen.


Die Jagd nach dem „perfekten“ Leben

Was als gute Idee beginnt, etwa mehr Gemüse zu essen oder sich regelmäßig zu bewegen, wird schnell zu einer Art innerem Diktat: Ich darf das nicht. Ich muss das machen. Ich sollte auf jeden Fall noch … Und so wird aus dem Wunsch, sich etwas Gutes zu tun, ein ständiger innerer Druck. Ein Gefühl, nie genug zu tun oder immer noch besser werden zu müssen.

Gerade im Bereich Ernährung hat sich in den letzten Jahren ein regelrechter Glaubenskrieg entwickelt. Während die einen auf ketogen schwören, verzichten andere komplett auf Gluten, zählen Kalorien, trinken Selleriesaft auf nüchternen Magen oder leben zeitweise nur von Shakes. Das gesunde Maß, also das, was uns individuell guttut, geht dabei oft verloren. Statt auf den eigenen Körper zu hören, verlässt man sich auf die neuesten Trends, Studien oder Social-Media-Meinungen.

Hand aufs Herz

Wir wissen es doch alle: Fünf Tüten Chips oder fünf Packungen Eis auf einmal sind nicht gesund, genauso wenig wie zu viel Alkohol. Dafür braucht es keine Moralpredigt und keine zehn Regeln für die „richtige“ Ernährung. Unser Körper ist ziemlich weise, wenn wir lernen, wieder auf ihn zu hören. Dann merken wir ganz intuitiv, was uns bekommt und was nicht.


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Zurück zu dir

Was, wenn du wieder lernst, dich selbst zu spüren? Wenn du dich nicht fragst, was man essen oder tun sollte, sondern was du brauchst? Vielleicht ist es für dich genau richtig, morgens ein kleines Frühstück zu essen, auch wenn irgendein Guru empfiehlt zu fasten. Vielleicht verträgst du Brot gut, auch wenn andere es verteufeln. Vielleicht bedeutet ein gesunder Lebensstil für dich auch, dass du am Wochenende mit Freundinnen oder Freunden Pizza isst – ohne schlechtes Gewissen.

Gesundheit beginnt nicht mit Verboten, sondern mit Verbindung: zur eigenen Intuition, zum Körper, zum echten Bedürfnis. Nicht jede kleine Lust ist gleich ein Fehler. Nicht jedes Stück Schokolade ist ein Rückschritt. Und nicht jede Pause ist Faulheit. Manchmal ist sie die beste Therapie.


Was dir guttut, darf sich gut anfühlen

Gesund zu leben bedeutet nicht, sich ständig zu optimieren, sondern in eine gute Beziehung zu sich selbst zu kommen. Achtsam zu spüren, wann dir etwas Energie gibt und wann es dir welche raubt. Das kann eine bestimmte Ernährungsweise sein, aber auch ein Gespräch, ein Spaziergang oder ein Buch. Der Maßstab bist nicht „die anderen“. Der Maßstab bist du.


Und ja, vielleicht ist Zucker nicht das Beste für deinen Körper. Aber Schuldgefühle sind es auch nicht.


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