Boreout klingt wie Burnout, fühlt sich genauso schlimm an, ist aber etwas anderes

Inhaltsverzeichnis
Was ist Boreout?
Während Burnout durch Überforderung, Stress und zu hohe Belastung entsteht, hat Boreout eine andere Wurzel: chronische Unterforderung auf geistiger, emotionaler und existenzieller Ebene.
Das Phänomen wurde erst in den letzten Jahren bekannter, aber es betrifft viele Menschen – im Büroalltag, im Ruhestand, in familiären Rollen mit wenig Anerkennung, manchmal sogar im kreativen Bereich.
Boreout heißt nicht, dass man „nur mal kurz gelangweilt“ ist. Es ist ein Zustand chronischer Leere, der langfristig erschöpfen, depressiv machen und sogar körperlich krank machen kann.
Man verliert den Sinn, spürt sich selbst nicht mehr, lebt im Autopilot.
Symptome von Boreout
Die Symptome sind oft diffus, was es schwer macht, den Zustand zu erkennen:
• Antriebslosigkeit, obwohl genug Schlaf da ist
• Gefühl von Sinnlosigkeit, trotz äußerlich „gutem Leben“
• Innere Leere, Unruhe, Gereiztheit
• Erschöpfung ohne ersichtlichen Grund
• Vermeidung von Herausforderungen oder sozialen Kontakten
• Körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Magenprobleme, Schlafstörungen
Besonders tückisch: Menschen mit Boreout funktionieren oft gut. Sie lächeln, erscheinen pflichtbewusst aber innerlich sind sie abgeschnitten von sich selbst.

Ursachen – Warum entsteht Boreout?
Die Ursachen können unterschiedlich sein:
• Unterforderung im Job: zu einfache, monotone Aufgaben ohne Entwicklungsperspektive
• Mangel an Sinn: Arbeit oder Alltag wird als leer empfunden
• Fehlende Selbstwirksamkeit: das Gefühl, nichts zu bewirken oder gebraucht zu werden
• Kreative Stagnation: zu wenig geistige oder emotionale Anregung
• Routine und Stillstand: kein Wandel, keine Herausforderung
Manchmal steckt hinter Boreout auch ein tieferes Thema: eine Sehnsucht nach einem echten, lebendigen Leben, das sich stimmig und verbunden anfühlt.
Besonders perfide ist: Boreout passt schlecht ins heutige Selbstbild. Wer sich überfordert fühlt, bekommt meist Mitgefühl. Wer sich unterfordert fühlt, oft Unverständnis.
Sätze wie „Sei doch froh, dass du es ruhig hast“ oder „Dann such dir halt ein Hobby“ greifen zu kurz.
Dabei kann Boreout auch in Phasen entstehen, in denen vermeintlich „alles okay“ ist – zum Beispiel nach dem Auszug der Kinder, in einem „sicheren“ Job oder in einer langjährigen Beziehung ohne Wachstum.
Die Seele sehnt sich nach Lebendigkeit, nach Spüren, nach Entfaltung.
Was hilft?
Der erste Schritt ist, Boreout überhaupt zu erkennen und ernst zu nehmen. Es ist kein Luxusproblem, sondern ein echter seelischer Erschöpfungszustand durch zu wenig innere Nahrung.
Was dann hilft, ist individuell. Hier einige Impulse:
1. Wahrnehmen und anerkennen
Sprich aus, was du fühlst, auch wenn es zunächst widersprüchlich klingt. Zum Beispiel: „Ich fühle mich erschöpft, obwohl ich kaum etwas tue.“
Boreout ist nicht Faulheit. Es ist ein innerer Mangel an Verbindung, Anregung oder Sinn. Alles, was ehrlich benannt wird, kann sich wandeln.
2. Mini-Impulse der Lebendigkeit einbauen
Etwas Neues ausprobieren, bewusst die Routine durchbrechen: ein anderer Weg zur Arbeit, ein kreatives Projekt, ein ungewohnter Blick auf den Alltag.
Stell dir Fragen wie: „Was würde mir heute gut tun, das ich sonst nicht tue?“ oder „Worauf hätte ich Lust, wenn alles möglich wäre?“
Solche Fragen öffnen innere Räume.
3. Tiefe statt Tempo
Boreout entsteht nicht nur aus Langeweile, sondern aus Mangel an echter Verbindung. Versuche, Dinge bewusst, mit Sinn und Herz zu tun, statt sie einfach nur „abzuhaken“.
4. Kleine Herausforderungen suchen
Nicht im Sinne von „höher, schneller, weiter“, sondern im Sinne von: Was fordert mich angenehm? Was kitzelt meine Neugier?
Manchmal ist es nur ein kleiner Schritt, aber er macht innerlich wieder lebendig.
5. Reden hilft
Vielleicht gibt es jemanden, dem du dich anvertrauen kannst. Oder du holst dir professionelle Begleitung. Manchmal liegt der Weg aus der inneren Leere im Dialog.

Boreout ist ein Weckruf
Nicht als Kritik, sondern als Einladung. Die Seele ruft: „Da geht noch mehr. Da wartet etwas auf dich.“
Etwas, das nicht laut oder spektakulär sein muss. Sondern echt. Spürbar. Deins.