Hashimoto-Thyreoiditis: Freie Auswahl an Symptomen
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Freie Auswahl an Symptomen? Das klingt zunächst provokant, trifft aber ins Schwarze! Wer an Hashimoto-Thyreoiditis leidet, kämpft nicht nur gegen eine Schilddrüsenunterfunktion, sondern gegen eine ganze Armee von Beschwerden, die den Alltag manchmal zur Hölle machen können.
Mittlerweile kennt sicherlich jeder jemanden, der an einer Schilddrüsenunterfunktion leidet. Jedoch wissen die wenigsten, manchmal sogar die Betroffenen selbst nicht, mit was sie es eigentlich zu tun haben. Hinter der Schilddrüsenunterfunktion steckt in den meisten Fällen eine Autoimmunerkrankung, nämlich Hashimoto-Thyreoiditis.
Was genau ist Hashimoto-Thyreoiditis?
Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. „Autoimmun“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das Immunsystem des Körpers fälschlicherweise gesunde Zellen oder Gewebe als fremd ansieht und angreift. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis richtet sich demnach das Immunsystem gegen die eigene Schilddrüse und greift sie an. Dies führt dazu, dass die Fähigkeit der Schilddrüse, Hormone zu produzieren, beeinträchtigt wird. Das Immunsystem, das normalerweise wie ein wachsamer Bodyguard gegen Eindringlinge wie Viren und Bakterien vorgeht, verirrt sich hier in einem fatalen Fehler. Statt zu schützen, greift es das eigene Gewebe an – bei Hashimoto, wie schon gesagt, leider die Schilddrüse. Dieser Angriff löst eine Entzündung aus, die nicht nur schmerzhaft sein kann, sondern langfristig auch das Schilddrüsengewebe beschädigt. Mit fortschreitendem Verlust dieses Gewebes sinkt die Fähigkeit der Schilddrüse, ausreichend Hormone zu produzieren, was zu einer Unterfunktion (Hypothyreose) führt. Da die Schilddrüsenhormone jedoch sehr wichtig für unseren Stoffwechsel sind, hat das nicht nur Folgen auf unseren Energielevel, sondern auch auf unsere Stimmungslage.
Die Symptome einer solchen Unterfunktion sind sehr vielfältig und können das Leben der Betroffenen stark beeinflussen.
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Mögliche Symptome einer Unterfunktion (Hypothyreose)
- Müdigkeit und Antriebsmangel: Fühlt sich an, als würde man ständig gegen eine unsichtbare Wand anrennen.
- Konzentrationsstörungen und Gedächtnisstörungen: Das Denken kann verlangsamt sein.
- Initiativlosigkeit: Bis hin zur Lethargie.
- Abnehmende Leistungsfähigkeit: Selbst einfache Aufgaben werden zur Herausforderung.
- Depressive Verstimmung und Niedergeschlagenheit: Alles erscheint grauer und schwerer als üblich.
- Gewichtszunahme: Trotz normaler Essgewohnheiten kriecht die Waage nach oben. Abnehmen mit Hashimoto, ist bei nicht richtiger Einstellung der Medikamente schwierig.
- Trockene Haut und struppige, brüchige Haare: Selbst die beste Pflege scheint nicht mehr zu helfen.
- Haarausfall: Jedes Bürsten wird zur Qual.
- Frösteln und niedriger Puls: Man friert auch dann, wenn andere ins Schwitzen kommen.
- Heiserkeit: Man meint ständig, eine Erkältung sei im Anmarsch.
- Verstopfung: Der alltägliche Toilettengang wird zur Tortur.
- Geschwollene Augenlider sowie Schwellungen an Armen und Beinen: Ein ständiges Gefühl der Schwellung.
- Zyklusstörungen bei Frauen: Der Körper gerät aus dem gewohnten Rhythmus.
Eine Vielzahl an Symptomen
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Jeder dieser Punkte kann für sich allein schon herausfordernd sein, zusammen bilden sie jedoch ein komplexes Netzwerk aus Beschwerden, das den Alltag massiv beeinträchtigen kann. Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und professionelle Hilfe zu suchen, um die Lebensqualität zu verbessern und den weiteren Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen.
Der Hashimoto-Schub: Ein Sturm im Immunsystem
Vor allem in den frühen Stadien der Hashimoto-Thyreoiditis, aber auch im späteren Verlauf, kann es zu Phänomenen kommen, die paradoxerweise wie eine Schilddrüsenüberfunktion erscheinen. Diese Phasen werden als "Hashimoto-Schübe" bezeichnet. Während eines solchen Schubs greift das Immunsystem die Schilddrüse so aggressiv an, dass nicht nur das Schilddrüsengewebe beschädigt wird, sondern eine große Menge an Schilddrüsenhormonen plötzlich ins Blut freigesetzt wird. Dies führt vorübergehend zu Symptomen einer Überfunktion.
Mögliche Symptome einer Überfunktion (Hyperthyreose)
- Vermehrtes Schwitzen und Unruhe: Eine ständige Hitze und innere Anspannung begleiten den Alltag.
- Konzentrationsstörungen: Das Denken fällt schwer.
- Angst, Panik und Nervosität: Emotionale Turbulenzen, die scheinbar aus dem Nichts kommen.
- Reizbarkeit: Kleine Anlässe führen zu großer Aufregung.
- Schneller Pulsschlag: Das Herz scheint zu rasen.
- Gewichtsabnahme: Das Gewicht fällt, aber nicht immer. Bei manchen sorgt der erhöhte Energiebedarf für mehr Appetit und in der Folge zu mehr Nahrungsaufnahme und dann sogar zu Gewichtszunahme.
- Hoher Blutdruck und Händezittern: Die körperliche Unruhe manifestiert sich auch in diesen Symptomen.
- Pochen in den Ohren und Muskelschwäche: Die Welt scheint lauter, der Körper schwächer.
- Innere Unruhe und Schlaflosigkeit: Ruhelose Nächte sind häufig und erschweren den Alltag zusätzlich.
- Häufigerer Stuhlgang und Durchfall: Man leidet an immer mehr Unverträglichkeiten.
Diese Phase der Überfunktion kann besonders verwirrend sein, da die Symptome im krassen Gegensatz zur eigentlichen Unterfunktion stehen, die typischerweise mit Hashimoto-Thyreoiditis verbunden ist. Das Verständnis und die Erkennung dieser schubartigen Phasen sind entscheidend für eine angemessene Behandlung und Anpassung der Therapie, um sowohl die Über- als auch die Unterfunktionssymptome effektiv zu managen. Es ist eine Achterbahn der Hormone, die sowohl den Betroffenen als auch den behandelnden Ärzten viel abverlangt.
Ermutigend sei gesagt, dass die meisten Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis bei der richtigen Einstellung der Medikamente kaum oder gar keine Symptome haben und dadurch ein ganz normales Leben führen können.
Hinweis
Im Internet gibt es viele Beiträge zum Thema Hashimoto – sei es zu Hashimoto und Ernährung, Hashimoto und Nahrungsergänzungsmitteln, Hashimoto und Kinderwunsch oder die sogenannte "Hashimoto-Lüge" und vieles mehr.
Lasst euch in eurer Verzweiflung nichts einreden! Prüft insbesondere kostenpflichtige Angebote gründlich.
Auch bei Nahrungsergänzungsmitteln ist Vorsicht geboten. Bei Hashimoto werden viele Produkte angeboten, die beispielsweise zu viel Jod enthalten. Ein Überschuss an Jod kann den Entzündungsprozess verschlimmern. Deshalb solltet ihr immer vor der Einnahme mit eurem Arzt sprechen. Das Gleiche gilt für Selen. Die Einnahme von Selen kann bei Hashimoto hilfreich sein, jedoch ist es wichtig, die richtige Dosierung mit eurem Arzt zu besprechen.
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