Dem Unbekannten begegnen: Eine Einführung in das Verstehen und Einordnen von Angststörungen
Wir nähern uns nun einem komplexeren Thema: der Kategorisierung von Angststörungen. Dieses Thema mag etwas trocken wirken, deshalb bemühe ich mich, mich so kurz wie möglich zu halten aber dennoch informativ. Meiner Meinung nach ist es von entscheidender Bedeutung, den "Feind" bis ins Detail zu kennen, und dazu gehört auch das Verständnis für die verschiedenen Arten von Angststörungen. Wenn man realisiert, wie viele verschiedene Arten von Ängsten es gibt, scheint die eigene Angst oft weniger erdrückend.
Sollten Fragen auftauchen, könnt ihr euch gerne an mich wenden.
Früher wurden psychische Erkrankungen nach deren angenommener Ätiologie klassifiziert. Das bedeutet, dass sie basierend auf ihrer angenommenen Ursache in drei Gruppen eingeteilt wurden.
Es wurden ursprünglich drei Kategorien unterschieden: Störungen mit körperlichen, nicht-körperlichen und psychisch bedingten Ursachen. Angststörungen fielen damals in die Kategorie der psychogenen Störungen. Auch heute wird der Begriff "psychogen" immer noch verwendet, daher halte ich es für erwähnenswert.
Da die Ursachen vieler psychischer Erkrankungen bis heute oft unklar sind und die Bereiche daher manchmal nicht präzise definiert werden können, ist man von dieser groben Klassifizierung abgekommen und teilt heute nach Symptomen, Verlauf und Schweregrad ein.
Alle Erkrankungen werden nun in einem internationalen Diagnosesystem, dem ICD-10, zusammengefasst. Psychischen Erkrankungen wurde der Buchstabe F zugewiesen. Angstsyndrome fallen in die Kategorie der neurotischen, stressbezogenen und somatoformen Störungen (F4). Wie eingangs erwähnt, mag das alles etwas trocken klingen, aber viele Patienten wissen zum Beispiel nicht, was die Buchstaben und Zahlen auf ihrer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung oder ihrem Überweisungsschein bedeuten.
Dies ist der Schlüssel zur Diagnose, die Sie erhalten haben.
Angststörungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Es wird angenommen, dass etwa ca.15% aller Menschen mindestens einmal in ihrem Leben an einer Angststörung leiden.
Alle Arten von Ängsten können gleichzeitig auftreten, zum Beispiel treten Panikattacken oft zusammen mit Agoraphobie auf. Es ist aber auch möglich, dass Angststörungen gemeinsam mit anderen psychischen Krankheiten oder im Zusammenhang mit einer körperlichen Krankheit, wie einer Überfunktion der Schilddrüse, auftreten. Daher ist es wichtig, bei neu auftretenden Symptomen zunächst einen Arzt aufzusuchen, um organische Ursachen auszuschließen. Scheut euch nicht, eure Symptome genau zu besprechen. Je früher ihr Maßnahmen gegen die Angst ergreift, desto schneller könnt ihr euch besser fühlen. Es gibt keinen Grund, sich zu schämen. Angst kann jeden treffen!
Viele Menschen, die an einer Angststörung leiden, versuchen zuerst, die Situation selbst in den Griff zu bekommen. Dies geschieht jedoch oft nicht, indem sie sich ihrer Angst stellen, sondern indem sie ihre Angstsymptome ignorieren oder verdrängen. Einige versuchen auch, ihre Angst durch Alkohol oder andere Mittel zu dämpfen. Das ist jedoch keine Lösung und kann die Situation nur verschlimmern. Also schaut hin, erkennt eure Gefühle und unternehmt was dagegen. Wenn ihr alleine nicht die Kraft dazu habt, holt euch Hilfe, vertraut euch jemandem an, der euch helfen kann.
Manchmal kann es auch hilfreich sein, sich zu fragen, was einem die Angst sagen möchte. Wir haben ja gelernt, dass Angst auch ein Schutzmechanismus ist. So, wie sie euch früher vor dem Bären gewarnt hat, warnt sie euch jetzt wieder. Seid ehrlich zu euch selbst und fragt euch, was euch belastet.
Ist in eurem Leben alles in Ordnung oder gibt es Bereiche, die verbessert oder vielleicht sogar vollständig verändert werden sollten? Oder könnte eure Angst euch vielleicht darauf hinweisen, dass ihr einen Gang zurückschalten sollt? Vielleicht ist euch momentan alles zu viel und ihr müsst mehr Ruhe in euer Leben bringen. Es ist wichtig, dass ihr hinschaut und euch mit euren Gefühlen auseinandersetzt!
In meinen nächsten Blogbeiträgen werde ich mich einzeln mit den verschiedenen Angststörungen auseinandersetzen und versuchen, diese zu erklären.