Panikattacken entmystifiziert: Einblicke in Ursachen und Wirkung

Von Tanja Golob
Panikattacken entmystifiziert: Einblicke in Ursachen und Wirkung

Panikattacken können das Leben von einem Moment auf den anderen verändern. Sie können in allen möglichen Situationen zum ersten Mal auftreten. Jedoch sind Momente der Unsicherheit häufig der Auslöser. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn wir schon länger starkem Stress ausgesetzt sind oder uns ein ungelöster Konflikt belastet. Auch bestimmte Orte und Situationen können Panikattacken auslösen.

Menschen, die unter einer Panikstörung leiden, erinnern sich oft noch sehr genau an ihre erste Panikattacke, sind jedoch meistens nicht in der Lage zu erklären, wie es dazu kam. Aber was genau ist eine Panikattacke und was löst sie aus?

Eine Panikattacke ist eine kurze Phase extremer Angst, die begleitet wird von Symptomen wie Herzrasen, Schwindel, Schwitzen, Benommenheit und vielen weiteren. Da die typischen Symptome oft körperlich sind, suchen Betroffene häufig zuerst einen Arzt oder Kardiologen auf. Was bei neuauftretenden Symptomen auch immer richtig ist. Der Weg zur Diagnose „Panikstörung“ ist allerdings oft lang und kräftezehrend. Schon allein, weil man sich selber oft nicht eingestehen möchte, ein psychisches Problem zu haben.

Panikattacken treten häufig in Situationen auf, in denen wir stark emotional erregt sind – sowohl negativ als auch positiv. Auch begünstigen Alkohol und psychotrope Substanzen die Entstehung von Panikattacken.

Ein Erklärungsmodell aus der Verhaltenstherapie, das SORK-Modell, versucht die Entstehung von Panikattacken einfach zu erklären. Es besagt, dass das Zusammenspiel von Stimuli (S), also dem Ort oder der Situation, in der wir uns gerade befinden, und der Organismusvariablen (O), welche unsere aktuellen Gefühle repräsentieren (ob wir uns müde, gestresst, hektisch, ängstlich oder angespannt fühlen), eine Panikattacke auslösen kann (R). Die daraus resultierende Konsequenz (K) ist, dass wir in der Zukunft diese und ähnliche Situationen vermeiden werden.

Ein Beispiel:

Nach der Arbeit besuchen wir ein Kaufhaus, da wir noch einige Besorgungen erledigen müssen (S). Wir fühlen uns müde und sehr gestresst. Übermäßiger Kaffeekonsum, Probleme mit dem Partner und Stress auf der Arbeit sind Faktoren, die zu unserer momentanen emotionalen Lage beitragen (O). Diese Auslöser führen dazu, dass unser Herz schneller schlägt und wir außer Atem sind. Wir empfinden diese normale körperliche Reaktion als bedrohlich, was zu einer Panikattacke führt (R). Diese Erfahrung macht uns derart Angst, dass wir in Zukunft Kaufhäuser meiden.

Der Teufelskreis der Angst hat begonnen (K).

Ein weiteres Beispiel aus dem Alltag:

Du sitzt gemütlich auf dem Sofa und hörst Musik (S). Völlig entspannt und gut gelaunt singst du fröhlich mit (O). Da ertönt der Klingelton von deinem Handy. Da du öfters lustige Nachrichten von Freunden bekommst, nimmst du dein Handy sofort in die Hand und siehst nach, wer dir schreibt (R). Es ist ein Freund, der dir mitteilt, dass er dich besuchen kommt. Du freust dich sehr darüber und die Konsequenz (K) daraus ist, dass du in Zukunft noch schneller auf dein Handy schauen wirst.

Du wurdest konditioniert!


Noch ein letztes positives Beispiel:

Du siehst dir ganz zufällig im Fernsehen eine Kochsendung über gesunde Ernährung an (S), du hast frei, bist gut gelaunt, motiviert (O) und hast Lust, das gezeigte Rezept nachzukochen. Also beschließt du, loszugehen und die gesunden Lebensmittel einzukaufen, um das gezeigte Rezept nachzukochen. Du merkst dabei, dass es gar nicht so schwer ist (R) und wirst in Zukunft öfters gesunde Lebensmittel einkaufen, um dich gesünder zu ernähren (K).

Wie ihr anhand der Beispiele feststellen könnt, findet Konditionierung täglich in unserem Alltag statt. Dies kann sich negativ auswirken, z.B. in Form von Panikattacken, aber auch positiv, wie in unserem Beispiel, mit einem gesünderen Lebenswandel.


Wenn ihr jetzt mal darüber nachdenkt, wann eure erste Panikattacke war, erkennt ihr vielleicht einen Zusammenhang. Was habt ihr in diesem Moment getan? Wie habt ihr euch gefühlt? Wie habt ihr reagiert? Und was war die Konsequenz daraus?

Mit diesem Bewusstsein schafft ihr es vielleicht bei der nächsten Panikattacke besser zu verstehen, dass das beginnende Herzklopfen kein drohender Herzinfarkt ist, sondern eine ganz normale Reaktion eures Körpers auf erhöhten Stress oder körperliche Anstrengung.

Körper & Geist