Spezifische Phobien
Es existieren mehr als 100 verschiedene Arten von Phobien.
Im Groben wird unterteilt in Agoraphobie, soziale Phobie und spezifische Phobien.
In [vorangegangenen Blogbeiträgen](https://tanjagolob.de/blog) habe ich die soziale Phobie und die Agoraphobie bereits behandelt. Heute widme ich mich den spezifischen Phobien.
Wir alle kennen dieses unangenehme Gefühl, sei es beim Anblick einer großen Spinne oder während einer Fahrt in einem engen Aufzug. Ganze Spielfilme nutzen dieses mulmige Gefühl, um den Gruselfaktor zu intensivieren. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Arachnophobie, die Angst vor Spinnen, welche auch die häufigste Phobie ist.
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Doch das Gefühl, dass Menschen mit einer spezifischen Phobie durchleben, lässt sich nicht mit kurzzeitigem Unbehagen und einem „mulmigen Gefühl“ beim Fernsehen vergleichen. Betroffene erleben intensive Ängste, die bis zu Panikattacken führen können. Obwohl sie sich im Klaren darüber sind, dass diese Angst irrational und unangemessen ist, können sie diese nicht unterdrücken. Bei direkter Konfrontation ist die Angst am stärksten, sie kann aber auch durch entsprechende Inhalte in Medien ausgelöst werden.
Charakteristisch für spezifische Phobien ist, dass die Angstsymptome ausschließlich durch bestimmte, eigentlich ungefährliche Situationen hervorgerufen werden. Hierzu zählen beispielsweise bestimmte Tiere (z.B. Spinnen, Hunde), Höhen oder enge Räume wie Aufzüge.
Einige Beispiele für spezifische Phobien sind:
- Trypanophobie (Spritzenphobie)
- Neophobie (Angst vor Neuem)
- Zoophobie (Angst vor Tieren)
- Aviophobie (Flugangst)
- Akrophobie (Höhenangst)
- Klaustrophobie (Angst vor engen Räumen)
Es gibt immer mehr neuartige Phobien, die an Bedeutung gewinnen. Ein Beispiel hierfür ist die Nomophobie „No-Mobile-Phone-Phobia“, die Angst davor, kein Mobiltelefon griffbereit zu haben oder keine Netzwerkverbindung zu besitzen. Eine Phobie unseres digitalen Zeitalters.
Rund 10% der Bevölkerung leiden im Laufe ihres Lebens an einer spezifischen Phobie. Bei der Hälfte der Betroffenen wird sie chronisch, da sie keine Therapie in Anspruch nehmen. Dies liegt oft daran, dass Betroffene ihre Ängste im Alltag vermeiden können und somit nur selten Beeinträchtigungen erfahren. Der Leidensdruck ist nicht groß, da sie bestimmte Situationen wie Aufzüge, Höhen usw. einfach vermeiden. Und auch wenn es vielleicht etwas aufwendig ist, machen sie einfach einen Bogen um Hunde und Katzen oder bringen in ihrer Wohnung Insektenschutznetze an, so dass auch ja keine Spinne den Weg in die eigenen vier Wände findet.
Doch nicht alle Phobien lassen sich so leicht umgehen, insbesondere wenn sie die Bewältigung des Alltags oder die Berufsausübung beeinflussen.
Zum Beispiel bei der Spritzenphobie. Betroffene dieser Art von Phobie sind im Alltag sehr eingeschränkt. Sie haben große Probleme Arztbesuche wahrzunehmen, da oft schon allein der Anblick von medizinischem Material wie Pflastern, Einmalhandschuhen und Desinfektionsmittel ausreicht um akute Angst auszulösen.
Auch die Flugangst ist ein großes Hindernis für das berufliche weiterkommen.
Erst wenn der Leidensdruck durch die phobischen Symptome sehr intensiv ist, kann eine Diagnose gestellt werden.
Zum Abschluss ist zu betonen, dass unbehandelte spezifische Phobien häufig chronisch verlaufen, wohingegen die Behandlungserfolgsrate bei etwa 90% liegt.